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Die Soft Skills eines Qualitätsmanagers

Verfasst von Ingo Nagel   //  

Berater sind häufig in „unbekannten Gewässern“ unterwegs. Sie müssen die Fähigkeit entwickeln schnell in neue Firmenumgebungen einzusteigen. Das erfordert Bescheidenheit und bedeutet erstmal zu lesen, lernen und mit den internen Mitarbeitern zu sprechen. So erfahren sie, wie die neue Firma funktioniert und leiten daraus ihre Vorgehensweise ab.

Wieder ein neuer Auftrag. Nachdem das letzte Projekt erfolgreich beendet wurde, geht es auf zu neuen Ufern. Es gilt in kurzer Zeit festzustellen, welche Vorgehensmodelle der Kunde im Projekt-, Qualitäts- und Dokumenten-Management hat und wie man dementsprechend seine Test- oder Qualitätsstrategie aufsetzt.

Nach einer Weile stellt man fest, dass die Anforderungen immer ähnlich sind. Denn überall ist festzulegen, wie starte ich eine Aktivität, wie soll der Zustand am Ende sein und welche Ergebnisse habe ich in bestimmten Projekt- oder Testphasen abzuliefern.

Man muss das Level erreichen sich das Modell einer neuen Firma anzuschauen und zu verstehen, welche Idee hinter dem Vorgehen steckt. Gelingt dies in relativ kurzer Zeit, hat man schon fast gewonnen.

Aber die Erfahrung bekommt man nur vom Machen. Am besten in mehreren Firmen unterschiedlicher Branchen. So erhält man Vergleichswerte und nimmt das erweiterte Wissenskapital von Station zu Station mit.

Blamiere dich täglich

Neben den methodischen Herausforderungen gilt es menschlich, sich eine gewisse Neugier zu bewahren. Man muss in neuen Unternehmen bestehen wollen und sich seinen eigenen Schwächen aussetzen, damit man noch besser wird. Das Zurechtfinden im unbekannten Terrain bringt erstmal viele lehrreiche Erfahrungen mit sich, gibt einem aber später die Stärke wieder ein unbekanntes Feld erobert zu haben.

Denn jeder Wechsel birgt ein Risiko. Man verlässt wieder die Komfortzone. Und gerade, wenn man denkt, den Lauf der Welt verstanden zu haben, präsentiert das neue Umfeld seine eigenen ungeschriebenen Gesetze.

Selbst wenn zwei unterschiedliche Unternehmen mit den gleichen Modellen arbeiten, werden diese von Haus zu Haus anders umgesetzt. Hier geht man idealerweise mit dem unerschütterlichen Bewusstsein heran, das Ruder trotz aller Schwierigkeiten mit ruhiger Hand zu führen.

Neben Neugier und Risikobereitschaft zählt vor allem eine Eigenschaft zu den Erfolgsgaranten: Beharrlichkeit. Denn als Berater ist man keine One-Man-Show, sondern Teil eines Teams. Es muss gelingen, die Kollegen abzuholen und mit ihnen gemeinsam kooperativ an den Zielen zu arbeiten.

Brücken bauen

Wer öfter in Konzernstrukturen unterwegs ist, weiß, dass die Kommunikation mit den Alteingesessenen mitunter keine leichte Aufgabe ist. Die Stimmung in der Abteilung kann von Motivationsmangel über Gleichgültigkeit bis hin zur Resignation alle Anteile destruktiver Geisteshaltungen aufweisen.

In solchen Fällen gilt es behutsam und ausdauernd das Verständnis zu fördern, dass alle an einem Strick ziehen müssen. Diese kommunikativen Anforderungen entwickeln sich nicht in einer Dunkelkammer – der Berater ist keine Insel und muss in alle Richtungen agieren und sichtbar sein. Das ist - zugegeben - kein leichter Job und verlangt ein großes Maß an Krisenresistenz.

Dafür gibt es (noch) kein Patentrezept. Jeder Berater ist aufgefordert sein eigenes Rezept zu finden mit einer Mischung aus dem Besten, was man selbst leisten kann und dem Besten, was die Situation zulässt. Das ist ein hochdynamisches Leben, welches viel Abwechslung bietet.

Und diese Aufgabe löst man am besten, wenn man die wichtigste aller Tugenden für den Berater-Beruf mitbringt: Spaß an der Arbeit. Es muss einem Freude machen, Projekte mit anderen Leuten zusammen anzupacken und Themen zu entwickeln.

Why so serious?

Der erfahrene Berater weiß, dass er sich in einem Handlungs-Dreieck bewegt zwischen dem was gefordert wird, dem was er selbst an Leistungen mitbringt und dem was er von anderen erwarten kann. Dementsprechend formuliert er realistisch seine Ziele.

Denn Frust entsteht meistens bei überhöhten Zielvorstellungen, die immer wieder nach unten korrigiert werden müssen. Oftmals weiß man zwar, wie das Maximum aussieht, aber gleichzeitig verrät einem die Erfahrung, dass dieses nicht zu erreichen ist. Das Berater-Leben funktioniert nicht nach Lehrbuch und der Arbeitsfreude ist es sehr zuträglich, wenn von den überzogenen Idealen Abstand genommen wird.

Die beste Methode sein positives Mindset zu bewahren, ist daher die Fähigkeit zur Kompromissbereitschaft. Dabei werden sicherlich die Klugen nicht immer nachgeben, weil sonst nur das geschieht, was die Dummen wollen.

Aber in bestimmten Situationen empfiehlt es sich manchmal einen kurzfristigen Umweg zur Erreichung eines langfristigen Ziels in Kauf zu nehmen. Denn dem Kunden auf Sicht beiseite zu stehen, macht mehr Spaß als die Zusammenarbeit für einen Quickwin zu opfern.