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KPIs im Testmanagement

Verfasst von Melanie Gatzke   //  

In der Welt des Softwaretestens sind Key Performance Indicators (KPIs) unerlässlich, um den Testprozess optimal steuern zu können. Für Maßnahmen zur Verbesserung des Testverfahrens oder der Softwarequalität ist die Auswahl der richtigen Schlüsselindikatoren entscheidend.

KPIs sind messbare Zahlenwerte, die angeben, wie gut ein Prozess, ein Projekt oder eine Aktivität seine Ziele erreicht. Dabei helfen sie den Fortschritt zu überwachen, Probleme zu identifizieren und die Leistung zu bewerten.

KPIs können qualitative oder quantitative Aussagen treffen, je nach Art der Daten und Ziel der Messung. Sie können auch auf jeder Ebene des Softwaretestprozesses angewendet werden – von einzelnen Testfällen bis hin zu ganzen Testsuiten, von der Testplanung bis zur Testausführung oder von der Testautomatisierung bis zum Testbericht.

Bei der Auswahl von KPIs gilt es, die Bedürfnisse und Erwartungen aller Stakeholder zu berücksichtigen. Dies können Entwickler, Produktmanager, Kunden oder andere Interessengruppen sein. Man sollte sicherstellen, dass die ausgewählten KPIs relevante Informationen liefern, um den Wissensbedarf aller Beteiligten abzudecken.

Jedoch sind nicht erst die Fehler oder Abweichungen entscheidend – schon bei den Testfällen selbst sollte auf bestimmte KPIs geschaut werden. Wichtig ist zu prüfen, dass die Testabdeckung zufriedenstellend ist. Dazu sollte jede Anforderung mit mindestens einem Testfall verknüpft sein.

Voraussetzung dafür ist, dass die Anforderungen an die Software vollständig spezifiziert worden sind. Anforderungen und Testfälle sollten bereits am Anfang zusammen mit den Stakeholdern priorisiert werden, so dass die relevantesten Testfälle zuerst durchgeführt werden können.

Wofür sich die Nutzung von KPIs empfiehlt

Reportings basierend auf gut ausgewählten KPIs unterstützen alle Stakeholder dabei, die Qualität ihrer Arbeit besser einzuschätzen und Verbesserungspotenziale leichter zu erkennen. Die Verwendung von KPIs im Testmanagement bietet dabei zahlreiche Vorteile für die Projektteams:

1. Transparenz

KPIs ermöglichen eine objektivierte Sicht auf testrelavente Themen wie z.B Testprozesse, den Testfortschritt und die Testabdeckung, so dass sowohl der Testmanager oder die Testmanagerin als auch die Beteiligten einen guten Überblick über den Projektsstand gewinnen.

2. Bewertungs-
grundlage

KPIs unterstützen im Testmanagement vor allem dabei, die Qualität des Softwarestands zu beurteilen. Darüber hinaus liefern sie auch Informationen, um einen Fortschritt oder einen Prozess bewerten und entsprechende Maßnahmen treffen zu können. Um aussagekräftige KPIs für eine Bewertung zu bestimmen, sollten sie gemeinsam mit den unterschiedlichen Stakeholdern definiert werden.

3. Risiko-
management

Durch eine laufende Überwachung der ausgewählten KPIs können Risiken im Projektablauf, in der Softwarequalität oder in anderen Bereichen frühzeitig erkannt und Gegenmaßnahmen entsprechend eingeleitet werden. Eine stetige Risikomitigation erhöht die Stabilität und Zuverlässigkeit der Software.

4. Qualitäts-
sicherung

Ein auf KPIs basierendes Reporting liefert Aussagen über die Qualität der Softwarestände, der Testfälle und der Testprozesse. Dies fördert eine konsequente Qualitätskontrolle und schafft Anreize, das Testmanagement fortlaufend zu optimieren.

5. Effizienz-
steigerung

Durch die Verwendung von zeitbezogenen KPIs wie Durchlaufzeiten oder geschätztem versus tatsächlichem Zeitaufwand können Entwicklungsprojekte effzienter geplant und Ressourcen optimal zugewiesen werden. Auf diese Weise lassen sich der Zeitaufwand und die Kosten der Testaktivitäten reduzieren.

Wie die Auswahl der KPIs erfolgt

Um zu entscheiden, welche KPIs in der Testdokumentation erfasst und gepflegt werden sollen, muss der Testverantwortliche zunächst die Testziele definieren. Soll die Testabdeckung vergrößert, die Anzahl der Fehler reduziert oder die Effizienz des Testprozesses gesteigert werden?

Es empfiehlt sich Indikatoren zu nutzen, die quantifizierbar sind und sich leicht messen lassen. Dennoch sollten nicht nur Mengenangaben, sondern auch qualitative Faktoren berücksichtigt werden. Viele kleine Fehler im Design sind zwar ärgerlich, sie schränken aber nicht die grundlegende Funktionsweise der Software ein.

Hingegen kann bereits eine einzige Sicherheitslücke das gesamte Softwarerelease verhindern, wenn sie schwerwiegend genug ist. Die Einwertung von Fehlern in Hinblick auf ihre Auswirkungen ist daher unerlässlich, um entprechende Gegenmaßnahmen ableiten zu können.

Die Kategorisierung der Fehler kann ebenfalls hilfreich sein, um abzuschätzen wie aufwendig deren Behebung ist. Mehrere Konfigurationsfehler können mit einer einzigen Umstellung schnell behoben sein, während konzeptionelle Softwarefehler regelmäßig einen hohen Entwicklungsaufwand bedeuten.

Was es bei der Nutzung von KPIs zu vermeiden gilt

1. Zahlenfokus

Durch eine Überbetonung von KPIs könnte sich das Team zu sehr auf die Erfüllung bestimmter Kennzahlen konzentrieren und dabei das Gesamtbild aus den Augen verliert. Deren Verwendung sollte nicht dazu führen, dass die qualitativen Aspekte der Tests vernachlässigt werden, die nicht direkt durch KPIs erfassbar sind.

2. Falsche KPIs

Die Auswahl falscher oder nicht aussagekräftiger KPIs führt in der Regel zu Fehlentscheidungen. Wurden die Kennzahlen nicht sorgfältig ausgewählt und auf die spezifischen Ziele des Projektes abgestimmt, liefern sie unbrauchbare Informationen und verlangsamen den Projektverlauf.

Dies passiert meist, wenn nur auf die Gesamtanzahl geschaut wird, wie z.B. Testfallanzahl, Fehleranzahl oder ähnliches. Wenn also zu wenig KPIs zur Einordnung genutzt werden, wie z.B. Priorisierung, Fehlertyp, Testart, usw. Es empfiehlt sich auch bereichbergreifende Reportings mit KPIs zu erstellen, um beispielsweise Anforderungen im Hinblick auf ihre Testabdeckung zu kommunizieren.

3. Statische
Sichtweise

KPIs bieten eine statische Sichtweise auf das Projekt, bei der dynamische Veränderungen im Projektumfeld keine Berücksichtigung finden. Dies kann dazu führen, dass KPIs nicht mehr relevant sind, wenn sich die Anforderungen oder Bedingungen im Projekt ändern. Daher empfiehlt sich eine regelmäßige Überprfung und ggf. Anpassung der verwendeten KPIs im Hinblick auf die Projektziele.

4. Komplexität

Die Implementierung und Überwachung von KPIs kann komplex und damit kostspielig sein. Die Anschaffung von Tools, die Schulung der Mitarbeiter und die zusätzliche Datenanalyse führt insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen zu verhältnismäßig hohem Aufwand.

5. Indirekte
Kommunikation

Ein zu starker Fokus auf KPIs und Reportings kann dazu führen, dass nur indirekt mit den Stakeholdern kommuniziert wird. KPI-basierte Reports erfassen jedoch immer nur den Ist-Zustand, im besten Fall noch mögliche Trends. Sie können jedoch nie die Einschätzung der Mitarbeiter und Stakeholder zum Stand des Projektes und seiner Qualität ersetzen, sondern diese lediglich ergänzen. Aus dem Grund sollte fortlaufend auf eine direkte Kommunikation mit allen Beteiligten geachtet werden.

Fazit

KPIs ermöglichen wertvolle Einblicke und Steuerungsoptionen im Testmanagement. Ihre Verwendung trägt dazu bei, die Ergebnisqualität in Softwareentwicklungsprojekten zu optimieren. Durch objektive Bewertung und ständige Überwachung der Testprozesse können Probleme frühzeitig erkannt, Ressourcen effizient genutzt und die Gesamtleistung des Projekts gesteigert werden.

Eine ausgewogene Herangehensweise, die sowohl quantitative als auch qualitative Aspekte berücksichtigt, sollte dazu beitragen, die Vorteile von KPIs voll auszunutzen und nachteilige Auswirkungen zu minimieren. Die Verwendung von Schlüsselindikatoren bildet eine solide Grundlage für datengesteuerte Entscheidungen und kontinuierliche Verbesserungen im Testmanagement.